Hey!

Ich werde oft gefragt, wie ich meine Zeichnungen am PC in Muster für Stoffdesigns umwandle. Deswegen möchte ich dir heute einer der essenziellen Arbeitsmethoden eines Textildesigners vorstellen. Ich werde Schritt für Schritt zeigen, wie bei Ms.Hey! ein effektvolles Muster entsteht, ausgehend von Zeichnungen aus meinem Skizzenbuch.

Ausgangspunkt bei Ms.Hey!

Inspiration und Arbeitsmittel um ein Muster zu erstellen. Das sind meine liebsten Arbeitsmittel zum Malen und Zeichnen.

Am liebsten erstelle ich Muster ausgehend von meinen Malereien und Zeichnungen. Ich finde, auch wenn man am PC ein Design erstellt, dass es etwas handgezeichnetes Flair und Einzigartigkeit braucht. Immer mit dabei: meine absolute Lieblingsfarben „White Nights“ Aquarellfarbe, mein Skizzenbuch für Inspiration und ein paar Tuschestifte für Details.

Zeichnen, zeichnen, zeichnen…

So zeichnet Ms.Hey! ihre Motive für digitale Musterentwürfe
Oft landen meine Entwürfe erst einmal auf Papier. Meine liebste Methode ist das Zeichnen und das farbige Gestalten mit leuchtender Aquarellfarbe.

Muster erstellen am PC

Als erstes scanne ich meine Zeichnungen ein. Falls du die Scaneinstellungen bearbeiten kannst, stelle eine Auflösung von mindestens 300 dpi ein. Ich scanne meistens im jpg. – Format.

Photoshop auf und los!

Wenn ich meine Zeichnung in Photoshop geöffnet habe, nehme ich zur Helligkeitsregulierung eine Tonwertkorrektur vor [Strg+Alt+T]. Denn am einfachsten isoliert man die Zeichnung, indem man den Hintergrund so hell wie möglich stellt und zum Motiv ein guter Kontrast besteht. Danach benutze ich das Zauberstab – Werkzeug, wähle den Hintergrund aus und drücke [Strg+Alt+I] , um die Auswahl umzukehren. Nun sind die Motive ausgewählt. Wenn du keinen idealen weißen Hintergrund hast, musst du etwas mit den Auswahl- und Freistellungswerkzeugen experimentieren. Aber wie oben beschrieben, geht es am schnellsten.

Schritt 1 Muster erstellen- Zeichnung vom Hintergrund eleminieren
Am besten klappt die Auswahl der Motive, wenn ein größtmöglicher Kontrast zum Hintergrund besteht.

Neue Datei in Rapportgröße anlegen

Nun kopierst du die ausgewählten Motive in eine neue Datei, die der Rapportgröße (kleinst mögliche Musterwiederholung) entspricht. Ich habe eine quadratische Arbeitsfläche mit 4800 px, bei einer Auflösung von 150 dpi ( Mindestauflösung für Digitaldruck) ausgewählt.

Schritt 2 neue Datei anlegen in Rapportgröße
Achte bei der Rapportgröße immer auf die eigentlich zu gestaltende Fläche. Außerdem solltest du den Farbmodus verwenden, den der spätere Drucker benutzt . 150 dpi ist die Mindestauflösung für Digitaldruck.

Verschiedene Motive separieren

Nun solltest du jedes Motiv auf eine neue Ebene legen. So kannst du die Figuren frei auf der Arbeitsfläche unabhängig voneinander verschieben.

Schritt 3 jedes Motiv wird auf eine seperate Ebene gelegt
Mit dem Lasso- Werkzeug [L] wählt man einzelne Elemente aus, schneidet sie mit [Strg+x] aus und drückt [Strg+v] zum Einfügen. Das Motiv landet automatisch auf einer neuen Ebene.

Motive im Rapport verteilen

Nun schiebst und transformierst du die Motive so, dass sie relativ regelmäßig verteilt sind. Wenn man zu wenig verschiedene Figuren hat, einfach kopieren, transformieren oder leicht die Farbe ändern, damit die Musterzeichnung nicht zu steif wirkt.

Ich möchte hier ein einfaches multidirektionales Design im Ganzversatz erstellen. Das heißt, die Motive sind in verschiedene Himmelsrichtungen ausgerichtet und der Rapport lässt sich gleichermaßen vertikal und horizontal verschieben. Die Anordnung der Motive und die Rapportart wähle ich immer in Abhängigkeit des Produkts. Hier soll übrigens ein Bekleidungs- und Dekorationsstoff entstehen.

Achte unbedingt darauf, die Ecken frei zu lassen. Darum kümmern wir uns im nächsten Schritt. Außerdem sollte kein Motiv über den Rand hinaus ragen.

Schritt 4 Verteilen der Motive im Rapport Ecken sowie Seiten werden frei gelassen
Die Figuren sollten nicht über den Rand hinaus reichen und die Ecken sollten frei bleiben.

Saubere Rapportübergänge schaffen

Jetzt kommt das eigentliche Zauber – Werkzeug: der Verschiebungseffekt. Achte darauf, vor dem Effektfilter alle Motivelemente auf eine Ebene zusammen zu fügen.

Schritt 5 Verschiebungseffekt
Mit dem Verschiebungseffekt treffen die Rapportränder in der Mitte der Arbeitsfläche zusammen.

Nun wählst du eine Verschiebung die der halben Rapportgröße entspricht. Meine Datei ist 4800 px groß. Also wähle ich 2400 px in beide Richtungen aus. Passe auf, dass darunter „Durch verschobenen Teil ersetzen“ ausgewählt ist. Was nun passiert ist folgendes: Die Rapportseiten treffen aufeinander. Die linke Außenseite auf die rechte und die obere Kante auf die untere.

Jetzt kannst du bequem einzelne Motive auswählen und damit die Lücken besetzen. Wenn du zufrieden bist, benutzte wieder den Verschiebungseffekt, damit das Muster in seine Ausgangsposition zurückschnappt.

chritt 5b Verschiebungseffekt auf halbe Rapportgröße anwenden
Die roten Linien zeigen die eigentlichen Außenkanten des Rapports.

Fertigen Rapport als Muster festlegen

Jetzt ist dein Musterentwurf eigentlich schon fertig und du kannst den Rapport als Musterfüllung festlegen.

Schritt 6 Den Rapport als Muster festlegen
Wenn alles gut verteilt ist, kannst du über die Fläche „Bearbeiten“ und „Muster festlegen“ deinen Musterrapport speichern.

Rapport überprüfen

Um die Ausgewogenheit der Fläche und das Funktionieren des Rapports zu überprüfen, lege eine neue Arbeitsfläche an ,die mindestens 4 mal so groß ist wie die Rapportgröße. Drücke Umschalt + F5 und es erscheint das Bedienfeld „Fläche füllen“. Dann wählst du deinen gespeicherten Rapport als Muster aus.

Die Fläche füllt sich nun mit deinem Muster als einheitliche Fläche und du kannst untersuchen, ob noch ungewollte Lücken auftreten.

Schritt 7 Rapport überprüfen und Muster in neue Datei einfügen
Fülle eine mind. 4 mal so große Fläche mit dem Muster als der Rapport groß ist.

Tadda, fertig ist das Muster!

Schritt 8 Muster überprüfen - So sieht das fertige Erdbeer - Muster von Ms-Hey! aus
Man sieht keine weißen Ränder oder unlogische Löcher im Muster. Das Design ist fertig!

Andere Designs für Digitaldruck findest du übrigens auf meiner Spoonflower – Seite.

Das digitale Mustererstellen ist ein großer Teil der Arbeit als Flächengestalter. Ich möchte damit angehenden Textilgestaltern helfen und allen anderen einen Einblick in meine Arbeit geben. Findest du solches Insider – Wissen über Design interessant? War etwas dabei, was du noch nicht kanntest? Oder machst du das Mustererstellen vielleicht ganz anders?  Lass es mich gerne in den Kommentaren wissen.

Vielen Dank für deine Aufmerksamkeit und bis zum nächsten Mal,

deine Ms.Hey!

15 Antworten

  1. Hi Mareen!
    Ich bin auf deine Seite durch Suche nach selbstgenähten Bikinis gestoßen und finde deine Muster wunderschön! Die Anleitung für Digitalisierung der Zeichnung finde ich sehr hilfreich, denn ich beschäftige mich zur Zeit auch mit dem Thema und man findet nicht so viel im Netz dazu. Ich habe allerdings kein Photoshop und kann mir erstmals auch keinen leisten, vielleicht hast du Tipps für andere günstigere Grafikprogramme?
    Ich würde ja sehr gerne den Melonenlycra vernähen, aber der Preis pro Meter ist so unfassbar teuer, dass ich es doch lassen muss.
    Freue mich auf eine Antwort von dir,
    Viele Grüße
    Mascha

    1. Hey Mascha,
      vielen Dank für das Lob, ich freue mich immer sehr, wenn jemanden meine Designs gefallen!

      Zu dem Grafikprogramm:Hast du schon einmal das kostenlose Programm „Gimp“ ausprobiert? Das hat viele Funktionen, die man beim Mustererstellen nutzen kann. Habe ein Youtube Video dazu gefunden: https://www.youtube.com/watch?v=BJcWz9TZtQA

      Alternativ zeige ich in meinem nächsten Blogpost, wie man ohne Pc und nur durch Handzeichnung Muster erstellen kann. (ab 18.05.)

      Wenn du noch an meinem Lycra- Melonen-Stoff interessiert bist, kann ich dir eine kostengünstigere Alternative anbieten: Für 18,50 /lfm/ Breite 144cm + 7,50€ Versandkosten
      Alle weiteren Details und Infos können wir gerne per Mail unter info (at) ms-hey(punkt)de besprechen 🙂
      Liebe Grüße,
      Mareen

  2. Hey!:) wie würde das in einer der neueres Versionen bei Illustrator ablaufen? Bin da etwas verwirrt 🙁
    Da ist ja wieder alles etwas anders..

    Liebe Grüße 🙂

    1. Hallo Charlotte, diese Anleitung bezieht sich auf Photoshop. Da funktioniert das Mustererstellen grundsätzlich anders, also nicht wie in Illustrator mit Vektoren. Im neuen Photoshop funktioniert die von mir beschriebene Taktik aber auch nach wie vor.
      Liebe Grüße!

  3. Hallo Mareen! Danke dir sehr für diese tolle Anleitung! Ich habe auch so viele schöne Zeichnungen in meinen Notizbüchern. Bin nicht von selbst drauf gekommen, wie man wohl Muster erstellt. Nun bin ich zuversichtlich, dass ich ganz schöne Muster kreieren werde. Liebe Grüße, Bri, 52 J.

  4. Hey Mareen…ich bin durch Zufall auf deinen Blog gestoßen, da ich mich momentan ebenfalls mit dem Designen von Stoffen (allerdings erstmal nur Paneele) beschäftige.
    Dein Beitrag hilft mir schon sehr weiter…danke :)…aber meinst du dasselbe geht auch mit Illustrator? Und noch eine Frage hätte ich, vielleicht magst du sie mir beantworten 😉
    Ist das Rapport setzen wie oben beschrieben bei Paneelen die gleiche Arbeitsweise, oder ändert sich da was? Irgendwie Steig ich da nämlich noch nicht so richtig durch, muss ich zu meiner eigenen Schande zugeben ?
    Freu mich auf eine Antwort ?

    Liebe Grüße Pätty

    1. Hallo Pätty, freut mich das ich dir helfen konnte. Genauso wie im Beitrag funktioniert das Mustererstellen in Illustrator nicht. Da beide Programme auf unterschiedliche Bildverarbeitung ausgelegt sind.(Photoshop = pixelbasiert, Illustrator = vektorbasiert) Zu gegebener Zeit mache ich eine Anleitung für Illustrator. Das Rapportieren bei Paneelen funktioniert genauso. Der einzige Unterschied ist, das Paneele nur in Querrichtung rapportiert werden und nicht in alle Richtungen. Du kannst dir quasi die Hälfte der Arbeit sparen, da du nur nach links und rechts und nicht nach oben und unten eine Musterwiederholung einbauen musst.

      Liebe Grüße!

    2. Hallo Pätty,
      Die Anleitung bezieht sich auf Photoshop. Natürlich kannst du in Illustrator Muster erstellen, aber das funktioniert grundlegend anders. Ja bei Paneelen ist die Herangehensweise gleich, nur das du dir die Hälfte der Arbeit sparen kannst. Man rapportiert nehmlich nur auf der Horizontalen nach links und rechts und nicht noch zusätzlich nach oben und unten 😉

      Liebe Grüße!

  5. Hi Mascha
    Ich bin seit fast 20 Jahren Grafikerin, Illustratorin und freischaffende Künstlerin in Malerei. So eine leicht geschriebene, sehr einfach nachvollziehbare Anleitung habe ich im deutschsprachigen Net noch nie finden können. Ganz großes Lob und viel Spaß und Erfolg für die Zukunft!
    Liebe Grüße,
    Seline Sophie

  6. Hallo Mareen,
    vielen lieben Dank für diese tolle Anleitung! Versuche mich gerade an Muster. 🙂 Bin gerade nur etwas verwirrt, weil wenn ich meine Ebenen auf eine reduziere, dann kann ich doch danach nicht noch Einzelteile neu hin setzen oder verschieben. Oder habe ich gerade einen Denkfehler?

    Ganz liebe Grüße,
    Antonia

    1. Hey Antonia, sehr gerne! 😉

      Da hast du Recht, wenn du die Ebenen reduzierst kannst du erstmal keine Änderungen machen. Es gibt mehere Wege, wie du um dieses „Problem“ drumherum arbeiten kannst:
      1. BEVOR du die Ebenen auf eine Ebene reduzierst, kannst du ein paar Sicherheitsebenen erstellen. D.H. die Ebenen die du zusammenfügen willst, kopierst du in der Ebenenpalette, versiehst sie mit dem Schloßsymbol und machst sie unsichtbar.
      2. Falls du nur noch die reduzierte Ebene übrig hast und du die Einzelebenen brauchst, einfach das Fenster „Protokoll“ öffnen (oberes Menü->Fenster->Protokoll). Jetzt kannst du anhand der dort angezeigten Liste soweit zurück gehen, wie du es brauchst.
      3. Wenn du auf der reduzierten Ebene Änderungen machen willst: Hast du einzelne Motive in deinem Rapport, kannst du sie mit dem Lassowerkzeug(L) ausschneiden (STRG+x) und an der gleichen Stelle wieder einfügen(STRG+SHIFT+V). Was da passiert ist folgendes: Du kannst ein Einzelelement aus dem Muster herauslösen, ohne den Rest zu verändern. Indem du es ausschneidest und wieder einfügst, erstellt Photoshop eine neue Ebene. Somit kannst du das Motiv beliebig verschieben und ändern. Bist du zufrieden mit den Änderungen, kannst du wieder alles auf eine Ebene reduzieren.
      Ich hoffe ich kann dir damit helfen!

      Liebe Grüße,
      Mareen

  7. Liebe Mareen,

    auf der Suche nach Hilfe beim Erstellen von Rapport-Designs bin ich auf deine Seite gestoßen. Tausend Dank, dass du dein Wissen hier kostenlos weitergibst, es hat mir wirklich sehr geholfen! 🙂

    Liebste Grüße,
    Marie

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