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Malerfreunde aufgepasst! Der Sommer steht vor der Tür – yippie! Für mich bedeutet das: Zeit für kleine Wochenendtrips zum Aquarellzeichnen. Meine Inspiration für Designs entstehen meistens beim Wandern durch Wald und Wiese und wenn die Ideen einmal da sind, müssen sie schnell in Form von Skizzen notiert werden. Für spontane Ausflüge ins Grüne und Urlaubsreisen, in denen man nicht das ganze Heimstudio im Rucksack mitschleppen möchte, habe ich mir endlich einen Reiseaquarell – Kasten zugelegt: die Van Gogh Pocket Box*. Da ich ein ganzes Stück nach einer qualitativ guten, aber auch bezahlbaren Lösung gesucht habe, möchte ich dir heute ausführlich diese Wasserfarben vorstellen.

Die Pocket Box - Unboxing

Für wen geeignet:

Der Aquarellkasten ist mit van Gogh – Aquarellfarbe, der Firma Royal Talens aus den Niederlanden, gefüllt. Aus diesem Haus kommen beispielsweise die qualitativ hochwertigen Rembrandtfarben. Die Van Gogh Farben werden für „studierende Künstler“ empfohlen, was soviel heißt, wie: Sie sind nicht ganz so hochwertig und pigmentiert wie die Künstlermarke, aber für kostenbewusste Maler, sowie Schüler, Studenten, Hobbymaler eine gute Wahl. Für meine Ideenskizzen unterwegs und für Urlaubsmalereien ist mir persönlich die platzsparende und praktische Handhabung am wichtigsten.

Wer seine Aquarelle verschenken oder an die Wand hängen will, kann diese Farben trotzdem benutzen. Jeder Farbton dieser Palette hat den höchsten Lichtechtheitsgrad +++ .

Verarbeitung und Ausstattung der Pocket Box:

Die Pocket Box besteht aus einem weißen Plastikkasten, mit den Maßen 14 cm x 9,3 cm und 2 cm hoch. Ich empfinde die Box als sehr platzsparend, sie kann locker in der Jackentasche verschwinden. Zum Größenvergleich hier ein Bild mit einem relativ kleinen Smartphone:

Die Van Gogh Pocket Box ist nicht viel größer als ein Smartphone
Nicht viel größer als ein Smartphone

Die Box ist mit 12 Farben in halben Näpfchen ausgestattet, was zum Farben mischen absolut ausreichend ist. Es gibt 2 Gelbtöne, 2 Rottöne, 2 unterschiedliche Blautöne, 2 x Grün, ein helles Ocker,  dunkle Sienna, ein Weiß und einen Grauton. Wie logisch und nutzbar diese Farbauswahl ist, erfährst du im nächsten Abschnitt. Absolut praktisch ist, dass die Näpfchen herausnehmbar sind. Man kann den Kasten somit neu befüllen oder einzelne Farben austauschen.

Nachteilig zu einem Aquarellkasten aus Metall ist der etwas „kippelige“ Plastikverschluss. Dieser hält die Box gerade so zusammen, man sollte sich mehrmals vergewissern, das die Box zu ist, sonst gibt es böse Überraschungen im Rucksack. Einzelne Farben fallen einem aber nicht heraus. Die herausnehmbaren Näpfchen sind sicher eingeklickt.

Verschiedene Blickwinkel auf die van Gogh Pocket Box
V.l.n.r: Der Reisepinsel ausgeklappt , Praktisch: herausnehmbare Näpfchen, Aufteilung der Box

Die Aquarellbox hat eine große herausnehmbare Mischpalette mit 6 Mulden, außerdem könnte man den Deckel noch als extra große Mischfläche verwenden. Diese effektive Aufteilung bei der Kastengröße hat mich positiv überrascht.

In meinem Set ist auch ein Reisepinsel enthalten, der Platz in der Mischpalette findet. Er ist ein zusammenklappbarer Rundpinsel in Größe 6. Wenn man sehr „klein“ zeichnet, Typografie mit einarbeitet oder detailverliebt malt, ist dieser Synthetikpinsel durchaus brauchbar. Für eine lockere Strichführung und großes flächiges Füllen des Blattes, wie ich es bevorzuge,  finde ich die Pinselgröße aber zu klein gewählt. Ich habe mir deshalb einen anderen Reisepinsel dazu bestellt.

Farbtöne und Pigmentqualität:

Die 12 Farben der Van Gogh Pocket Box
Von l.n.r.: Chinesischweiß (nicht dargestellt), Zitronengelb permanent, Azogelb mittel ,Permanentrot mittelm, Krapplack dunkel, Ultramarin dunkel, Cöllinblau, Saftgrün, Chromoxidgrün feurig (-> warum wird ein Grünton als feurig beschrieben?!) , Gelber Ocker, Sienna gebrannt, Paynegrau

 

Hier siehst du die Farbpalette, die sich aus den einzelnen Farben mischen lassen:

Mischfarben der Van Gogh Pocket Box
Die Mischungen entstehen folgender Maßen: Der Farbton auf der Vertikalen y mischt sich mit der Farbe auf der Horizontalen x im Verhältnis 60 : 40. Die vertikale Farbe hat somit einen größeren Farbanteil. Die freien Felder entsprechen den 12 Grundfarben.

Ich finde die Farbauswahl durchaus gelungen. Die Sättigung der Pigmente ist für einen Studienaquarellkasten top. Einige Maler sind der Meinung, das ein Weiß nichts in einem Aquarellkasten zu suchen hat. Ich selbst benutzte es normalerweise auch nicht. Aber nach dem Erstellen der Farbpalette, muss ich zugeben, das es Sinn macht. Das Weiß ist semi- opak und ergibt wunderschöne Pastellmischfarben. Gerade die pastelligen Rot- und Grüntöne sind im Trend und dürften bei Illustratoren beliebt sein.

Transparenz und Opazität

Alles in allem ist die Palette sehr grün- und braun-lastig. Für meine Zwecke als „Wald und Wiesen Farbe “ aber genau richtig. Neben Weiß ist Ocker semi- opak; das Cöllinblau ist opak. Somit sind auch alle Mischtöne mit diesem Blau opak. Wenn man auf Transparenz großen Wert legt, sollte man zu einem anderem Blau greifen. Die halben Näpfchen van Gogh Farbe sind mit ca. 1,60€ absolut erschwinglich und das Tauschen der Farben somit problemlos.

Granulation

Die granulierenden Farben sind Ultramarin, Chromoxidgrün und Gelber Ocker. Ich finde diesen Effekt wunderbar, er bleibt auch erhalten, wenn man diese Farben mit anderen mischt. Wer dieses strukturelle „Kristallisieren“ nicht mag, sollte diese Töne austauschen. Bei Ocker und Ultramarin ist das Granulieren aber normal.

Neutrale Töne

Die Mischung aus Ultramarin und Krapplack ergibt interessante Violetttöne. Neutrale Grautöne für Schatten ergeben sich aus Ultramarin + Saftgrün, Cöllinblau und Permanentrot, Ocker und Ultramarin. Natürlich kann man Weiß mit Grau mischen, diese Variante ist mir persönlich jedoch zu „flach“.

Grüntöne

Schaut man genauer auf die grünen Felder, scheinen sich die Farbtöne zu wiederholen. Das Saftgrün ist ein schöner natürlicher Ton.  Das Chromoxidgrün ist meiner Ansicht nach nicht notwendig, da man es aus Cöllinblau und Saftgrün mischen kann. Deßwegen ergeben sich die Doppelfarben in den Mischfeldern. Vielleicht werde ich das Chromoxidgrün durch ein anderes ersetzen.

Grau

Bei Paynegrau bin ich mir uneins, ob das was in der Aquarellbox zu suchen hat. Um Farben abzudunkeln benutzte ich lieber deren Komplementärfarbe. Grau oder Schwarz als Mischton ist mir im flächigen Farbauftrag zu langweilig, ich möchte die einzelnen Farben noch erkennen. Wer aber auf einheitliche Farbwiedergabe wert legt, und ein neutrales Grau sucht , ist mit diesem Ton gut beraten.

Vergleich mit den Aquarellfarben von St. Petersburgs „White Nights“

Hier seht ihr ähnliche Motive, die ich einmal mit meinen russischen Standartfarben „White Nights“* und dann mit den Van Gogh Farben koloriert habe:

Van Gogh Pocket Box im Vergleich zu White Nights mit Illustrationen von Ms.Hey!
Links: White Nights, Mitte: Van Gogh, Rechts: Mischpalette der Koloration mit Van Gogh

Was als erstes auffällt ist der knallige Magenta- Ton der White Nights, der mit den Van Gogh Farben nicht mischbar ist. Die White Nights sind ein bisschen sättigender und gleichzeitig, durch das Fehlen von weißem Pigment, transparenter. Die White Nights sind homogener in der Verarbeitung und granulieren kaum. Im Gegensatz dazu granulieren die Van Gogh Farben in der Nass – in – Nass – Technik auf dem selben Papier stärker. Mir gefällt die Struktur, das ist aber Geschmackssache. Wie oben schon erwähnt, ist die Box eher für „Wald und Wiesen Malerei“ geeignet. Die Farben sind ungesättigter aber auch naturgetreuer als die der White Nights.

Resümee

Die Van Gogh Pocket Box ist ein solider und platzsparender Begleiter für Naturmalerei und Urban Sketching. Die Farbpalette ist breit aufgestellt und kann überraschend mit Granulation punkten. Das inkludierte Weiß ermöglicht „Eisfarben“ und schöne Pastelltöne, die auch für Illustrieren, Manga zeichnen ect. geeignet sein dürften. Liebhaber naturnaher Farbtöne werden sehr zufrieden sein. Der mitgelieferte Pinsel ist eine nette Zugabe, aber leider nicht sonderlich nützlich. Die herausnehmbare Mischpalette ist ein echtes Platzwunder und durch die austauschbaren Farbnäpfchen, kann man seine Box individualisieren. Das Preis- Leistungsverhältnis ist unschlagbar: Für unter 20€ bekommst du einen sehr vielseitigen Aquarellkasten!

Das war mein ausführlicher Testbericht zu der Van Gogh Pocket Box. Ich hoffe, dass der Bericht hilfreich für dich ist, wenn du dir auch einen Reiseaquarellkasten zulegen möchtest. Ich gehe jetzt weiter Melonen malen 😉 Bei Fragen, stehe ich gerne Rede und Antwort in den Kommentaren!

Vielen Dank für deine Aufmerksamkeit und bis zum nächsten Mal,

deine Ms.Hey!

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4 Antworten

  1. Das ist mal ein toll geschriebener und sehr hilfreicher Testbericht. Ich bin Anfängerin im Aquarellmalen und habe nach einem erschwinglichen aber guten Aquarellkasten gesucht und dank deinem Test ist mir die Entscheidung sehr leicht gefallen.. Danke! 🙂

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