In der Rubrik Designer 1×1 : Basics für Designer werden grundlegende Arbeitweisen und deren Methodik ,vor allem als Textildesigner, vorgestellt. Hier zeige ich interessante Einblicke in meinen Arbeitsalltag und teile mein Wissen rund um design-relevante Themen.

Du überlegst Design zu studieren und brauchst Informationen, ob der Beruf zu dir passen würde? Oder du hast gerade begonnen zu studieren und brauchst Unterstützung? Dann möchte ich dir hier mit Rat und Tat zur Seite stehen!Wenn dir ein Thema auf der Seele brennt, kontaktiere mich einfach. Bei großem Interesse schreibe ich einen Blogpost, bei kleineren Fragen helfe ich gerne via Email.

So geht’s: Digitales Muster erstellen

Hey!

Ich werde oft gefragt, wie ich meine Zeichnungen am PC in Muster für Stoffdesigns umwandle. Deswegen möchte ich dir heute einer der essenziellen Arbeitsmethoden eines Textildesigners vorstellen. Ich werde Schritt für Schritt zeigen, wie bei Ms.Hey! ein effektvolles Muster entsteht, ausgehend von Zeichnungen aus meinem Skizzenbuch.

Ausgangspunkt bei Ms.Hey!

Inspiration und Arbeitsmittel um ein Muster zu erstellen. Das sind meine liebsten Arbeitsmittel zum Malen und Zeichnen.

Am liebsten erstelle ich Muster ausgehend von meinen Malereien und Zeichnungen. Ich finde, auch wenn man am PC ein Design erstellt, dass es etwas handgezeichnetes Flair und Einzigartigkeit braucht. Immer mit dabei: meine absolute Lieblingsfarben „White Nights“ Aquarellfarbe, mein Skizzenbuch für Inspiration und ein paar Tuschestifte für Details.

Zeichnen, zeichnen, zeichnen…

So zeichnet Ms.Hey! ihre Motive für digitale Musterentwürfe

Oft landen meine Entwürfe erst einmal auf Papier. Meine liebste Methode ist das Zeichnen und das farbige Gestalten mit leuchtender Aquarellfarbe.

Muster erstellen am PC

Als erstes scanne ich meine Zeichnungen ein. Falls du die Scaneinstellungen bearbeiten kannst, stelle eine Auflösung von mindestens 300 dpi ein. Ich scanne meistens im jpg. – Format.

Photoshop auf und los!

Wenn ich meine Zeichnung in Photoshop geöffnet habe, nehme ich zur Helligkeitsregulierung eine Tonwertkorrektur vor [Strg+Alt+T]. Denn am einfachsten isoliert man die Zeichnung, indem man den Hintergrund so hell wie möglich stellt und zum Motiv ein guter Kontrast besteht. Danach benutze ich das Zauberstab – Werkzeug, wähle den Hintergrund aus und drücke [Strg+Alt+I] , um die Auswahl umzukehren. Nun sind die Motive ausgewählt. Wenn du keinen idealen weißen Hintergrund hast, musst du etwas mit den Auswahl- und Freistellungswerkzeugen experimentieren. Aber wie oben beschrieben, geht es am schnellsten.

Schritt 1 Muster erstellen- Zeichnung vom Hintergrund eleminieren

Am besten klappt die Auswahl der Motive, wenn ein größtmöglicher Kontrast zum Hintergrund besteht.

Neue Datei in Rapportgröße anlegen

Nun kopierst du die ausgewählten Motive in eine neue Datei, die der Rapportgröße (kleinst mögliche Musterwiederholung) entspricht. Ich habe eine quadratische Arbeitsfläche mit 4800 px, bei einer Auflösung von 150 dpi ( Mindestauflösung für Digitaldruck) ausgewählt.

Schritt 2 neue Datei anlegen in Rapportgröße

Achte bei der Rapportgröße immer auf die eigentlich zu gestaltende Fläche. Außerdem solltest du den Farbmodus verwenden, den der spätere Drucker benutzt . 150 dpi ist die Mindestauflösung für Digitaldruck.

Verschiedene Motive separieren

Nun solltest du jedes Motiv auf eine neue Ebene legen. So kannst du die Figuren frei auf der Arbeitsfläche unabhängig voneinander verschieben.

Schritt 3 jedes Motiv wird auf eine seperate Ebene gelegt

Mit dem Lasso- Werkzeug [L] wählt man einzelne Elemente aus, schneidet sie mit [Strg+x] aus und drückt [Strg+v] zum Einfügen. Das Motiv landet automatisch auf einer neuen Ebene.

Motive im Rapport verteilen

Nun schiebst und transformierst du die Motive so, dass sie relativ regelmäßig verteilt sind. Wenn man zu wenig verschiedene Figuren hat, einfach kopieren, transformieren oder leicht die Farbe ändern, damit die Musterzeichnung nicht zu steif wirkt.

Ich möchte hier ein einfaches multidirektionales Design im Ganzversatz erstellen. Das heißt, die Motive sind in verschiedene Himmelsrichtungen ausgerichtet und der Rapport lässt sich gleichermaßen vertikal und horizontal verschieben. Die Anordnung der Motive und die Rapportart wähle ich immer in Abhängigkeit des Produkts. Hier soll übrigens ein Bekleidungs- und Dekorationsstoff entstehen.

Achte unbedingt darauf, die Ecken frei zu lassen. Darum kümmern wir uns im nächsten Schritt. Außerdem sollte kein Motiv über den Rand hinaus ragen.

Schritt 4 Verteilen der Motive im Rapport Ecken sowie Seiten werden frei gelassen

Die Figuren sollten nicht über den Rand hinaus reichen und die Ecken sollten frei bleiben.

Saubere Rapportübergänge schaffen

Jetzt kommt das eigentliche Zauber – Werkzeug: der Verschiebungseffekt. Achte darauf, vor dem Effektfilter alle Motivelemente auf eine Ebene zusammen zu fügen.

Schritt 5 Verschiebungseffekt

Mit dem Verschiebungseffekt treffen die Rapportränder in der Mitte der Arbeitsfläche zusammen.

Nun wählst du eine Verschiebung die der halben Rapportgröße entspricht. Meine Datei ist 4800 px groß. Also wähle ich 2400 px in beide Richtungen aus. Passe auf, dass darunter „Durch verschobenen Teil ersetzen“ ausgewählt ist. Was nun passiert ist folgendes: Die Rapportseiten treffen aufeinander. Die linke Außenseite auf die rechte und die obere Kante auf die untere.

Jetzt kannst du bequem einzelne Motive auswählen und damit die Lücken besetzen. Wenn du zufrieden bist, benutzte wieder den Verschiebungseffekt, damit das Muster in seine Ausgangsposition zurückschnappt.

chritt 5b Verschiebungseffekt auf halbe Rapportgröße anwenden

Die roten Linien zeigen die eigentlichen Außenkanten des Rapports.

Fertigen Rapport als Muster festlegen

Jetzt ist dein Musterentwurf eigentlich schon fertig und du kannst den Rapport als Musterfüllung festlegen.

Schritt 6 Den Rapport als Muster festlegen

Wenn alles gut verteilt ist, kannst du über die Fläche „Bearbeiten“ und „Muster festlegen“ deinen Musterrapport speichern.

Rapport überprüfen

Um die Ausgewogenheit der Fläche und das Funktionieren des Rapports zu überprüfen, lege eine neue Arbeitsfläche an ,die mindestens 4 mal so groß ist wie die Rapportgröße. Drücke Umschalt + F5 und es erscheint das Bedienfeld „Fläche füllen“. Dann wählst du deinen gespeicherten Rapport als Muster aus.

Die Fläche füllt sich nun mit deinem Muster als einheitliche Fläche und du kannst untersuchen, ob noch ungewollte Lücken auftreten.

Schritt 7 Rapport überprüfen und Muster in neue Datei einfügen

Fülle eine mind. 4 mal so große Fläche mit dem Muster als der Rapport groß ist.

Tadda, fertig ist das Muster!

Schritt 8 Muster überprüfen - So sieht das fertige Erdbeer - Muster von Ms-Hey! aus

Man sieht keine weißen Ränder oder unlogische Löcher im Muster. Das Design ist fertig!

Andere Designs für Digitaldruck findest du übrigens auf meiner Spoonflower – Seite.

Das digitale Mustererstellen ist ein großer Teil der Arbeit als Flächengestalter. Ich möchte damit angehenden Textilgestaltern helfen und allen anderen einen Einblick in meine Arbeit geben. Findest du solches Insider – Wissen über Design interessant? War etwas dabei, was du noch nicht kanntest? Oder machst du das Mustererstellen vielleicht ganz anders?  Lass es mich gerne in den Kommentaren wissen.

Vielen Dank für deine Aufmerksamkeit und bis zum nächsten Mal,

deine Ms.Hey!

Über Sinn und Unsinn von Trends in der Textilbranche

Hey!

Trends in der Mode-  und Heimtextilienbranche fliegen uns tagtäglich um die Ohren. Es gibt Fashionweeks und Heimtextilmessen, Trendforscher, die im stillen Kämmerlein Farbkärtchen und tolle Wörter hin und her schieben und ihre Trends in teuren Lookbooks an die Designfirmen verkaufen. Egal ob Pantones ausgerufene Farbe des Jahres 2017 „Greenery“ oder der absolut noch nie dagewesene Hang zu üppigen Blumenmustern – immer gibt es neue Trends!

Als Gestalter ist man versucht, starke Trendströmungen schon vor ihrer eigentlichen Blütezeit zu erschnuppern, um sie dann in eigenen Kollektionen festzuhalten und am Puls der Zeit mitzuwirken. Doch wie sinnvoll ist das Haschen danach und kann man sich auf Trends verlassen? Warum hat man als Gestalter immer diesen faden Nachgeschmack, wenn man seine Design- Entscheidungen mit dem Wort „Trend“ begründet?

Ein absolut kontroverses Thema, über das ich mir seit Jahren Gedanken mache. Es wird Zeit, dass Thema zu erörtern! Hier nun Teil I, mit einem eher kritischen Blick auf die Dinge….

Was sind Trends?

Klären wir erst einmal die Basics: Trends im allgemeinen sind politische, soziale, ästhetische Strömungen. Sie beschreiben also die sichtbare Ausprägung der Veränderung von Werten, neuen Ideen und Technologien. Auf die Textilbranche bezogen sind es die verbesserte oder neue Herstellung der Textilien, die ästhetische Wahrnehmung von Mustern und Farben, die Verarbeitung der Stoffe mit neuen Herangehensweisen und natürlich der Absatz von Produkten an den Konsumenten in einem bestimmten Zeitraum.

Denn neben den positiven qualitativen Errungenschaften des Trends, ist es vor allem die Quantität, die in der Wirtschaft eine Rolle spielt. Trends sind in der Regel kurzlebig. Hat der Trend seinen Peak erreicht, lässt man ihn fallen wie eine heiße Kartoffel. Zu kommerziell ist auch wieder uncool.

Wenn sich ein Trend überraschender Weise über Jahrzehnte hält und sich quasi selbst überlebt, wird er zum „Evergreen“ oder „Designklassiker“ ernannt. Er wird endlich ernst genommen und in die Designlexika der Welt aufgenommen. Der Klassiker verbündet sich nun mit den Wörtern Designgedächtnis und Kultur und ist damit endlich habilitiert.

Trends – wer denkt die sich eigentlich aus?

Es gibt ganze Wirtschaftszweige, die sich auf das Orakeln von Form- und Farbzuzammenhängen spezialisieren: die Trendforscher. Vereinfacht gesagt ist das ein großes Team aus Statistikern, Kulturwissenschaftlern und Kreativen aller Branchen. Ein Trend entwickelt sich als Ergebnis aus Beobachtung und Analyse kultureller Strömungen und dem Verknüpfen dieser einzelnen Punkte zu einem großen Ganzen. Wie geht es einer Gesellschaft, welche Meinung und Gefühle entwickelt sie zu bestimmten politischen und wirtschaftlichen Veränderungen und in welcher Ästhetik drückt sich das am besten aus?

Influencer sind die neuen Kristallkugeln

Influencer sind wichtige Meinungsführer mit überdurchschnittlich hoher Netzwerkgröße und Überzeugungskraft auf allen Social Media Kanälen. Durch das Wiedergeben ihrer Meinung lösen sie Kommunikationsstürme aus, die sich über das WorldWideWeb rasant verbreiten. Das kann man sich bildlich gut an einem Ameisenhaufen vorstellen und nennt man Schwarmintelligenz. Es ist also ganz natürlich, dass diese Influencer für Unternehmen goldwert sind. Sie kommunizieren meistens authentisch und unabhängig zu ihrer Zielgruppe, gelten als Experten ihres Gebiets und genießen hohes Ansehen.

Trends von oder für uns?

Sind Trends also ein Ergebnis, das wir als Ameisenhaufen verzapft haben?

Das man sich nicht in allen Trends wiederfinden kann, steht außer Frage. Doch wenn es politische und soziokulturelle Aspekte wiederspiegelt, warum fühlt sich ein Trend oftmals unpersönlich, fade oder unecht an? Warum habe ich als Gestalter Skrupel Trends zu folgen? Wieso habe ich ständig das Gefühl, nicht nach meiner eigenen Fasson handeln zu können? Warum braucht man erst Mitmenschen um sich herum, die einem permanent Trends vorführen, um sich damit anzufreunden? Und haben sie trotz meiner überwiegend kritischen Sichtweise nicht auch positive Aspekte?

Die Beantwortung dieser Fragen und noch ein bisschen mehr erzähle ich dir im 2. Teil von „Sinn und Unsinn von Trends in der Textilbranche“.im 2. Teil von „Sinn und Unsinn von Trends in der Textilbranche“. Ich möchte eine möglichst breite Sicht auf das Thema bekommen und herausfinden, warum mir das Wort „Trend“ bisher so negativ aufgestoßen ist.

Wie nimmst du Trends war, siehst du dich selbst vielleicht sogar als Influencer? Was hällst du von Schwarmintelligenz oder glaubst du individuell und unabhängig von Trends zu handeln? Erzähle mir gerne davon in den Kommentaren!

Vielen Dank für deine Aufmerksamkeit und bis zum nächsten Mal,

deine Ms.Hey!

Rocke dein Moodboard mit diesen Tipps!

Hey!

Moodboard, das ist doch diese Pinnwand, wo man seine Inspirationen drauf pinnt und das dann für eine bestimmte Projektlaufzeit an die Schreibtischwand klebt. Man schaut es jeden Tag an und erinnert sich an die Aufgabe. Zumindest war es anfänglich in meinem Studium so. Aber stopp, stopp, stopp! Jetzt mal von vorne. Wie du dein Moodboard rockst, warum du es unbedingt brauchst und was es zu beachten gilt, zeige ich dir hier.

Basics, die du wissen musst

Klären wir zunächst die Basics. Ein Moodboard ist, wie der Name schon sagt, eine Pinnwand, Plakat oder ähnliches, worauf du deinen persönlichen Eindruck zu einem Arbeitsthema festhältst. Gerade in der Anfangsphase, wenn du frisch auf Jagd nach tollen Ideen bist, gleicht es eher einem Sammelsurium an Bildern, Farben und je nach Branche z.B. Stoffproben, Typografieschnipseln, Maßangaben usw. Nichts muss, alles kann.

Ziel des Moodboards ist es, eine visuelle Schnittstelle von deinen Ideen und Gedanken zu erstellen. Es fungiert primär als Kommunikationsmittel zu dir selbst, deinen Auftraggebern, Professoren usw. Es hilft dir, deine Gedanken zu ordnen und auch schwer benennbare Faktoren, wie Gerüche oder haptische Merkmale nonverbal darzustellen. Denn wie bekannt ist, sagen Bilder manchmal mehr als tausend Worte.

Noch einmal zum Mitschreiben: das Moodboard (mood = engl. für Stimmung) konzentriert sich auf die Wiedergabe von Empfindungen und Gefühlen, die du zu einem bestimmten Thema hast. Neben Fotos, kann man Materialien verwenden, die z.B. Geräusche verursachen und knistern (Luftpolsterfolie, Bonbonpapier), glänzen (Metall, Folien), sich weich anfassen (Teddyfell, andere Gewebe, Strick) oder sogar riechen (echtes Leder, mit Parfum besprühte Stoffstücken). Der Fantasie sind wirklich keine Grenzen gesetzt, vorausgesetzt es passt zum Thema. Manchmal bekommt man auch vorgefertigte Moodboards vom Auftraggeber. Diese zeigen unter anderem Farbthemen und Materialproben, die eine neue Kollektion repräsentieren sollen oder die Corporate Identity des Unternehmens widerspiegeln.

Aller Anfang ist chaotisch

So ist es zumindest bei mir. Es stellt sich die Frage, wie man effektiv ein Moodboard erstellen kann. Es gibt mehere Herangehensweisen und jeder findet über die Zeit seine persönliche. Aber hier ein paar Vorschläge:

Der Auftrag in Textform

Wenn du einen Auftrag in Textform bekommst, liegt es nahe, dir die Schlüsselwörter heraus zu schreiben und zu jedem Assoziationen zu finden. Kleiner Tipp: Gestalte diese erste Phase spielerisch und mache dir keinen Druck, gleich auf Anhieb perfekte Ergebnisse zu erzielen. Wie wäre es mit „Ich packe meinen Koffer und nehme mit…“

Beispiel zum Schlüsselwort ‚Zukunftstechnologie‘: Ich packe meinen Koffer und nehme mit – Alufolie, USB- Stick, Computer, Sonnenbrille, meinen Roboter, Staubsauger, metallfarbene Acrylfarbe, Zahnräder, Flipflop-Autolack, wärme-isolierende Winterjacke… Trau dich zu spinnen, d.h. lass es laufen und zwar möglichst wertungsfrei. Es sieht keiner, es ist nur für dich. Denn auch die absurdesten Gedanken können später eine interessante Rolle spielen.

Vorgegebene Designelemente

Du hast von Anfang an Farben, Formen oder bestimmte Materialien vorgegeben? Super, dann kann die Recherche sofort starten. Erstmal den halben Tag auf Pinterest verbringen und wie verrückt pinnen, bis dein Kopf und der PC qualmt? Klingt nicht sehr effektiv oder? Verstehe mich nicht falsch, ich liebe Pinterest und pinne täglich Sachen, die mir gefallen. Für eine erste Klärung der Sachlage ist das auch total legitim. (Vielleicht teilst du sogar eine Pinnwand mit deinem Auftraggeber?)

Bedenke aber, das dein Gehirn schnell abschaltet, wenn es die immer gleichen bunten Bildchen sortieren soll. Du überforderst dich und wirst müde. Das ist ineffektiv und die Rechercheausbeute ist sehr platt und eindimensional. Durchforste statt dessen eine Bibliothek. Dort findest du Inspirationen aus verlässlichen Quellen. Ich habe mir angewöhnt, nach einer kurzen Pinnaktion meine Wohnung nach allem Brauchbarem zu durchsuchen. Am liebsten jage ich nach Farbe. Geschirr, Stifte, Klamotten, CDs, Nähzubehör und Stoffreste, alte Collagen und Farbkärtchen aus dem Studium, alles. Ich schmeiße alles auf einen großen Haufen und fotografiere ihn.

Warum ist das Moodboard so wichtig?

Es zeigt deine Fähigkeit ein Thema von vielen Blickpunkten aus zu betrachten und Prioritäten zu setzten. Es verrät neben deiner gestalterischen Handschrift auch, wie gut du dich auf deine Aufgabe einlassen kannst. Kurz: Du präsentierst deinen Standpunkt. Wer sich Mühe bei der Erstellung eines Moodboards gibt, sollte also nicht nur Bilder auf dem Desktop sammeln, sondern sich lieber manuell ein Board zusammenschustern. Letztendlich vermittelt es deine Gründlichkeit und Reife als Gestalter. Außerdem schätzt der Auftraggeber daran deine Professionalität ab, ob du um die Ecke denken kannst und eventuell auch in Zukunft ein Kooperationspartner sein wirst.

Falls du noch visuelle Unterstützung brauchst, ich habe Hier ein paar Beispiele für dich zusammengestellt.

7 Tipps für ein gelungenes Moodboard

Jetzt weißt du, wie man anfängt und welchen Sinn das Ganze macht. Hier nun ein paar Tipps, damit hast du den Dreh schnell heraus:

# Zeit lassen

Du musst dein Moodboard Übermorgen vorstellen? Vergiss es, das kann nur schief gehen. Das Konzipieren deiner „Stimmungstafel“ gliedert sich in mehrere Arbeitsschritte. Nach der ersten groben Recherche, wird sortiert, weggelegt und wieder neu zusammengewürfelt. Dein Kopf braucht eine gewisse Inkubationszeit zur Entwicklung einer Leitidee.

Die schnellen Bildchen aus dem Internet verleiten einen manchmal dazu, überhastet abzuspeichern und auszudrucken. (Ich weiß wovon ich rede, das hab ich im Studium oftmals auch getan.) Nehme dir ein paar Tage, schaue dann noch einmal kritisch deine Fundstücke an und finde zu den wichtigsten Ergebnissen neue Assoziationen. Wenn dein Geist einmal sensibilisiert ist, wirst du schnell merken, dass du plötzlich überall passende Puzzlestücke findest. Sei es in einer Fernsehdoku am Abend oder in einem Schaufenster beim Shoppen gehen. Also lasse dir Zeit und Raum, die Inspiration wirken zu lassen.

#Prioritäten setzen, Qualität geht vor Quantität

Nun kommen wir gleich zum nächsten Punkt. Setzte Prioritäten. Sei es ein bestimmtes Farbschema, eine Technik, die du verwenden möchtest oder ein Material. Suche nicht nach rosa Elefanten, wenn das Thema Schwarz/Weiß lautet. Eine gute Idee ist es beim Sortieren mehrere Häufen zu sammeln. Später solltest du nur ein Moodboard in einer bestimmten Abmessung anfertigen. Es muss auch kein riesiges Board sein, denn selektierte Ergebnisse zeugen von der Qualität deines Auswahlvermögens.

# Benutze all deine Sinne

Du hast verschiedene Violetttöne auf deinem Board und kannst dich nicht entscheiden? Gehe Spazieren, am besten in der Natur. Dir werden die Kleeblüten, der Lavendelstrauch oder die pastellvioletten Haare deiner Nachbarin auffallen. Bis auf die Haare deiner Nachbarin kannst du alles sammeln. Rieche den Lavendel und studiere die Form des Klees.

Vielleicht suchst du nach Strukturen für Tapete, bedruckte Textilien, eine Papierprägung? Ab nach draußen, mit der Frottage- Technik reibst du dir die besten Strukturen aufs Blatt, rostiges Metall, Baumrinde und Co kannst du super fotografieren. Und falls du nach dem schönsten Pastellton für den Sommer Ausschau hältst, geh ins Eis­ca­fé und besorge dir eine Kugel. Wetten auf deinem Moodboard „schmeckt“ dir danach die Farbe?

# Sammle und inspiriere dich, aber kopiere nicht

Das weißt du bestimmt schon selber, aber es ist so einfach zu ignorieren. Bitte sammle was das Zeug hält, aber kopiere nicht anderer Leute Stil. Es macht dich am Ende auch nicht glücklich. Außerdem möchtest du doch selbst wahrgenommen werden, mit deinem gestalterischen Talent und nicht von anderen hören, dass das der Trend XY aus dem Taka- Tuka- Land ist. Außerdem entwickelt sich deine Handschrift über die Zeit wie von selbst. Darauf kannst du vertrauen. Wie alles, ist auch das Moodboarderstellen eine Übungssache.

# Setze ein Limit und gliedere sinnvoll

Limits geben deiner Arbeit Struktur. Setzte dir eine realistische Deadline und breche die einzelnen Aufgaben auf Tage herunter. Eine weitere Begrenzung ist, wie oben erwähnt, die Größe des Moodboards. Zusammengehörige Elemente werden im letzten Schritt klarer definiert, der „Stoff“ komprimiert. Außerdem spielt die Anordnung der Bestandteile eine große Rolle. Welches Bild ist zentral von Bedeutung und am größten? Betrachte das Moodboard als Ganzes wie ein Gemälde. Hänge es dafür an die Wand und gehe ein paar Schritte zurück. Sind alle Bereiche ausgespannt? Gibt es gute Kontraste oder braucht es mehr Harmonie?

# Kommuniziere selbstbewusst

Dein Moodboard ist dein ganzer Stolz und du hast einige Zeit mit der Erstellung verbracht? Super, denn jetzt kommt der spannendste Schritt: Das Präsentieren. Jetzt wird abgerechnet. Kannst du alles schlüssig erklären und in den Köpfen der anderen ein spannendes Szenario entfachen? Um nicht zu sehr nervös zu wirken und dadurch meine Arbeit zu verfälschen, stelle ich mir vor, den Leuten eine Geschichte zu erzählen, die möglichst spannend ist und ein gutes Ende hat. Hat bisher meistens geklappt. Du hast dich sehr lange damit befasst, also habe keine Angst etwas zu vergessen. Durch die selbstbewusste Präsentation bekommst du Anerkennung und kannst mit deinen unorthodoxen Methoden punkten.

# Habe Spaß daran

Eigentlich selbstredend, aber nicht zu Letzt solltest du Spaß daran haben, ein Moodboard zu erstellen. Vielleicht kannst du es als Hobby betrachten? Denn um wirklich alle Ebenen einer Aufgabe zu durchleuchten und anderen eine möglichst vollständige Geschichte zu präsentieren, musst du Lust aufs Sammeln und Sortieren haben. Wenn dir Zeichnen nicht liegt, gehe in die Bibliothek. Wenn du mit einem Bücherhaufen nichts anfangen kannst, gehe raus Spazieren und fotografiere ein paar Kleinigkeiten. Mach dir das Erstellen des Boards so angenehm wie möglich, dann wird auch das Ergebnis auf deiner Seite sein.

Jetzt habt ihr einen Einblick zum Thema Moodboard bekommen. Wie geht ihr vor, vom Wort zum Bild oder umgekehrt? Sammelt ihr wie ich als erstes nach Farbe? Lasst gerne einen Kommentar hier, ich bin gespannt auf eure Meinung!

Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit und bis zum nächsten Mal,

eure Ms.Hey!