Meine 10 besten Bücher für Textildesigner

Hey!

Heute möchte ich dir meine 10 Lieblingsbücher aus der Kategorie Textildesign vorstellen. Ich habe mir diese oftmals „fetten Schinken“ während meiner Studienzeit oder kurz danach zugelegt und sie sind natürlich eine sehr subjektive Auswahl. Aber trotzdem denke ich, dass es den einen oder anderen von euch Kreativen interessieren könnte. Ich bin übrigens ein Buch-Junkie, wenn ich eines erspähe, wird im Internet so lang drum herum gesurft, bis es gekauft wird. Meistens habe ich sogar das Gefühl, dass ich meine Arbeit nicht fortsetzten kann, bis ich dieses eine Buch gelesen habe. Dann wird das Layout begutachtet und die Druckerschwärze eingeatmet… Kennst du das oder bin ich total verrückt?

Wie auch immer, diese Bücher haben mir viel beigebracht und deswegen möchte ich sie dir nicht vorenthalten!

Top 10 Textildesign- Bücher, die du gelesen haben musst

#1 „Mut zum Skizzenbuch: Zeichnen und Skizzieren unterwegs“, Felix Scheinberger

Dieses Buch ist noch relativ neu in meiner Sammlung und eine Freundin hat mich darauf aufmerksam gemacht. Es ist ja so: Eigentlich weiß man ja, dass man gerne zeichnet. Aber im Alltag nimmt man sich nicht die nötige Zeit, täglich zu skizzieren. Da Weile hilft das nicht nur dem eigenen Wohlbefinden, sondern man kommt auf neue Musterdessins. Das Buch nimmt einem „die Angst vorm weißen Blatt“, warum man bei einem neuen Skizzenbuch lieber auf Seite 17 anfangen sollte und das es gar keine Fehler beim Zeichnen gibt. Außerdem geht es auf grundlegende Papiertypen und Zeichenmittel ein und ruft einem ins Gewissen, das das eigene Skizzenbuch eine private Angelegenheit ist und nicht im Familien- und Kollegenkreis breit getreten und bewertet werden sollte. Außerdem ist das Buch wunderbar illustriert mit Herrn Scheinbergers eigenen Skizzen. Wie der Titel schon sagt, es macht Mut und Vorfreude auf das Führen eines Skizzenbuches und spornt an, öfter den Bleistift zu spitzen. Auch für gestandene Zeichner eine klare Empfehlung!

#2 „Die Gestalt des Menschen: Lehr- und Handbuch der Künstleranatomie“, Gottfried Bammes

Ich sage nur Grundlagen visueller Wahrnehmung und Gestaltung, ein Studienabschnitt im Textildesign. Noch genauer handelte es sich um Naturstudien, menschliche Anatomie. Das war eines meiner absoluten Lieblingsfächer. Ich konnte ohne Probleme 5 Stunden am Stück Rippenbogen und Beckenknochen von einem Skelett abzeichnen. Schon vor meinem Studium besuchte ich regelmäßig Aktzeichenkurse, da mich die Bewegung der Figur im Raum faszinierte. Dieses Buch ist das wohl berühmteste Nachschlagewerk für anatomisches Zeichnen der menschlichen Gestalt. Es behandelt Anatomiekenntnisse, die geschichtliche Entwicklung der dreidimensionalen Darstellung des Körpers, Ausdruck und Proportionierung des Körpers anhand von Wirkungszusammenhängen und Bewegung. Die Anleitungen sind detailliert beschrieben und animieren zum Nachahmen. Irgendwann macht es dann Klick und man versteht diese anatomischen Zusammenhänge und bekommt einen Sinn für Raum-Körper-Verhältnisse. Ein wunderbares Gefühl, dieser Aha-Moment…

#3 „Von der Fläche zur Form: Falttechniken im Papierdesign“, Paul Jackson

Nicht ganz unschuldig an meiner Origami-Obsession ist dieses Buch des Herrn Jackson. Er ist einer der führenden „Falter“ der Moderne und begreift dieses Handwerk als Form des Modellbaus. Hier werden keine Kraniche oder Herzen gefaltet, sondern durch einen sachlichen mathematischen Einstieg die Grundfaltungen erklärt, anhand von Faltdiagrammen und Bildern. Jackson muntert dazu auf, nicht nur seine Diagramme nachzufalten, sondern sie als Ausgangspunkt für eigene Gebilde zu benutzen. Es ist erstaunlich, wie viel Zeit man ins Origamifalten stecken kann, es hat für mich fast einen meditativen Charakter (dabei bin ich eigentlich kein allzu geduldiger Mensch). Ich habe mit Hilfe dieses Buches eine ganze 3D- Tapetenkollektion erstellt. Dazu aber ein andermal mehr. Für Freunde der geometrischen Faltung eine echte Empfehlung!

#4 „Textile Designs: 200 Years of Patterns for Printes Fabrics arranged by Motif, Colour,Period and Design“ Susan Meller, Joost Elffers

Dieses tolle Buch ist ein Muss für alle Textildesigner da draußen. Es bedient absolut meine Sammelwut nach farblich und stilistisch geordneten Musterdessins. Es erklärt vornweg, welche Arten von Mustern existieren und ist dann aufgeteilt nach floralen und geometrischen Mustern, nach Conversationals und abstrakten Dessins mit Angabe zur Entstehungsort, Designer und Epoche. Wenn ich eine Musteranalyse schreibe oder einen Entwurf stilistisch einordnen möchte, ist dies das erste Buch, was ich durchforste. Außerdem macht es unglaublich glücklich diesen farbenfrohen Schinken durchzublättern.

Was ich mit Hilfe dieses Buches an Musteranalysen geschrieben habe, siehst du HIER.

#5 „Die Geschichte der Muster: Eine Zeitreise durch drei Jahrtausende“, Diana Newall, Christina Unwin

Dieses Buch bekam ich zu Beginn meines Studiums von meinen Eltern geschenkt und ich habe es verschlungen. Ich interessiere mich sehr für Kunst- und Designgeschichte und natürlich wollte ich schon immer wissen, was es mit dem berühmten Granatapfelmuster auf sich hat und warum das Paisleymotiv so populär ist. Das Buch ist nach Epochen eingeteilt, beginnend mit der Antike, über das Mittelalter, Renaissance, Moderne bis zum Jahr 2011. Man bekommt vermittelt, wie man Muster liest. Beispielsweise anhand der Bildsprache, der gesellschaftlichen Strömungen und wie einige Muster sich weiterentwickeln, verschwinden und Jahrhunderte später neu adaptiert werden. Es informiert anschaulich über die Grundkenntnisse der Ornamentik sowie die wichtigsten textilen Fachwörter. Super ist, dass die Dessins auch an nicht textilen Beispielen, wie Keramiken, Schmuck, Architektur und Innenrichtung erklärt werden. Wer neugierig ist auf die Herkunft des Textildesigns, sollte sich dieses Buch unbedingt anschauen.

#6 „Textilien im Modedesign: Das Handbuch für die richtige Stoffwahl“, Gail Baugh

Eine Bekannte aus der Textilbranche sagte mir, dass heutzutage nur noch ein kleiner Unterschied zwischen Textildesignern und Grafikdesignern herrscht, nämlich die Kenntnis über textile und textilfremde Materialien und deren Wirkungszusammenhänge. Da mag wohl was Wahres dran sein. Falls du dich mit Textilherstellung, Modedesign und Stoffeigenschaften beschäftigst, ist dieses Buch ein Muss. Es werden alle gängigen Textilien übersichtlich vorgestellt. Gegliedert ist es nach Funktion der Textilien. So findest du Kapitel mit der Überschrift „Klare Kontur“, „Fließende Linie“ oder „Figurbetonung“. Außerdem klärt das Buch über wichtige Stoffbegriffe auf und hält zahlreiche Tabellen zu Faserarten und Flächenbildung bereit. Es ist ein modernes, gut gestaltetes Nachschlagewerk, das bei mir im Regal niemals Staub ansetzen wird.

#7 „kleinkariert: Wege zum Muster im Textildesign“, Nathalie Pellon

Kleinkariert gehört für mich zur Standartlektüre zum Thema Textildesign. Frau Pellon beschreibt anschaulich grundlegende Gestaltungsprinzipien und Entwurfsmethoden, gibt Anregung zur Ethik und Nachhaltigkeit der Textilproduktion und benennt die wichtigsten textilen Verfahren. Besonders toll ist der 2. Teil des Buches, wo sie anhand einiger Beispiele ihre Entwurfsmethodik darstellt. Man hat das Gefühl, ihr über die Schulter zu schauen und fühlt sich sofort inspiriert und möchte loslegen. Beim Erarbeiten meiner ersten Stoffkollektion hat mir das sehr geholfen. Nützlich war das Buch auch während meiner Bachelor- Arbeit, ich möchte fast behaupten, dieses Buch war meine Bibel. Wenn die Nerven einmal blank lagen und die Konzentration im Eimer war, gab mir die objektive Herangehensweise des Buches wieder neuen Antrieb.

#8 „A Field Guide to Fabric Design“ , Kimberly Kight

Dieses Buch habe ich mir zugelegt, um die Grundlagen des digitalen Musterzeichnens immer griffbereit zu haben. Hier findet man Step-by-Step Anleitungen, wie man in Photoshop und Illustrator am einfachsten Muster erstellt. Zudem gibt es noch nette Extras, wie allgemeine Farb- und Musterlehre, Textilkunde, Drucktechniken, Kollektionserstellung. Das Buch ist für alle konzipiert, die in die Materie des Musterdesigns und Druckens eintauchen wollen. Es erhebt nicht den Anspruch ein tiefgreifendes Lehrbuch zu sein, aber die vielen bunten Bildchen und der einfache englische Text machen Spaß zu lesen. Toll finde ich die Interview-Seiten, wo sich verschiedene Designerinnen zu Themen äußern, z.B.: „Was tun gegen eine Kreativblockade?, Trends folgen oder nicht?“

#9 „Die Tapete: Geschichte, Gestaltung und Techniken des Wanddesigns“, Lesley Hoskins

Textildesigner beschäftigen sich ja im Grunde mit der Gestaltung einer Vielzahl an zweidimensionalen Flächen. Somit gehört auch die Wandgestaltung dazu. Mein Hang zur Tapete ist wahrscheinlich eher genetisch bedingt, da mein Vater Malermeister ist. Dieses tolle Buch über die Herkunft des Wandbehanges habe ich im Praxis-Semester bei einem bekannten Tapetenunternehmen geschenkt bekommen. Es behandelt die Entwicklung der Wandgestaltung von der Lederhaut, über Malereien, zu Modeldruck und somit den ersten Tapeten, bis in die Neuzeit. Es ist eine vollständige historische Abhandlung mit schöner Bebilderung. Für Tapeten-Freaks wie mich , ein lohnenswertes Buch.

#10 „Muster Machen: Für Mode, Dekor und Grafik“, Lotta Kühlhorn

Ach, schwärm… Ich liebe dieses Buch. Es erinnert mich an mein grandioses Auslandssemester in Österreich. Ich habe es mir zugelegt, weil ich dort einen Kurs in „Animal Print“ belegte. Frau Kühlhorn beschreibt in diesem Buch eine ganz persönliche Sicht auf Muster, wie ihre Kindheit und Umgebung ihre Entwürfe prägen und wie sie den Rapport als „Abbild der Gesellschaft“ und des Lebens begreift. Ich habe eine ähnlich emotionale Herangehensweise ans Gestalten und freue mich wahrscheinlich deswegen so über dieses Buch. Ich mag auch ihren „skandinavischen“ und farbenfrohen Stil. Für manchen ist das vielleicht ein bisschen zu sehr Ikea. Ich finde es toll!

Jetzt hast du einen Einblick in mein Bücherregal bekommen. Sind deine Lieblingsfachbücher auch in der Liste oder kennst du noch welche, die ich unbedingt lesen sollte? Lasse gerne einen Kommentar hier, ich bin gespannt auf deine Meinung!

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Vielen Dank für deine Aufmerksamkeit und bis zum nächsten Mal ,

deine Ms.Hey!

Rocke dein Moodboard mit diesen Tipps!

Hey!

Moodboard, das ist doch diese Pinnwand, wo man seine Inspirationen drauf pinnt und das dann für eine bestimmte Projektlaufzeit an die Schreibtischwand klebt. Man schaut es jeden Tag an und erinnert sich an die Aufgabe. Zumindest war es anfänglich in meinem Studium so. Aber stopp, stopp, stopp! Jetzt mal von vorne. Wie du dein Moodboard rockst, warum du es unbedingt brauchst und was es zu beachten gilt, zeige ich dir hier.

Basics, die du wissen musst

Klären wir zunächst die Basics. Ein Moodboard ist, wie der Name schon sagt, eine Pinnwand, Plakat oder ähnliches, worauf du deinen persönlichen Eindruck zu einem Arbeitsthema festhältst. Gerade in der Anfangsphase, wenn du frisch auf Jagd nach tollen Ideen bist, gleicht es eher einem Sammelsurium an Bildern, Farben und je nach Branche z.B. Stoffproben, Typografieschnipseln, Maßangaben usw. Nichts muss, alles kann.

Ziel des Moodboards ist es, eine visuelle Schnittstelle von deinen Ideen und Gedanken zu erstellen. Es fungiert primär als Kommunikationsmittel zu dir selbst, deinen Auftraggebern, Professoren usw. Es hilft dir, deine Gedanken zu ordnen und auch schwer benennbare Faktoren, wie Gerüche oder haptische Merkmale nonverbal darzustellen. Denn wie bekannt ist, sagen Bilder manchmal mehr als tausend Worte.

Noch einmal zum Mitschreiben: das Moodboard (mood = engl. für Stimmung) konzentriert sich auf die Wiedergabe von Empfindungen und Gefühlen, die du zu einem bestimmten Thema hast. Neben Fotos, kann man Materialien verwenden, die z.B. Geräusche verursachen und knistern (Luftpolsterfolie, Bonbonpapier), glänzen (Metall, Folien), sich weich anfassen (Teddyfell, andere Gewebe, Strick) oder sogar riechen (echtes Leder, mit Parfum besprühte Stoffstücken). Der Fantasie sind wirklich keine Grenzen gesetzt, vorausgesetzt es passt zum Thema. Manchmal bekommt man auch vorgefertigte Moodboards vom Auftraggeber. Diese zeigen unter anderem Farbthemen und Materialproben, die eine neue Kollektion repräsentieren sollen oder die Corporate Identity des Unternehmens widerspiegeln.

Aller Anfang ist chaotisch

So ist es zumindest bei mir. Es stellt sich die Frage, wie man effektiv ein Moodboard erstellen kann. Es gibt mehere Herangehensweisen und jeder findet über die Zeit seine persönliche. Aber hier ein paar Vorschläge:

Der Auftrag in Textform

Wenn du einen Auftrag in Textform bekommst, liegt es nahe, dir die Schlüsselwörter heraus zu schreiben und zu jedem Assoziationen zu finden. Kleiner Tipp: Gestalte diese erste Phase spielerisch und mache dir keinen Druck, gleich auf Anhieb perfekte Ergebnisse zu erzielen. Wie wäre es mit „Ich packe meinen Koffer und nehme mit…“

Beispiel zum Schlüsselwort ‚Zukunftstechnologie‘: Ich packe meinen Koffer und nehme mit – Alufolie, USB- Stick, Computer, Sonnenbrille, meinen Roboter, Staubsauger, metallfarbene Acrylfarbe, Zahnräder, Flipflop-Autolack, wärme-isolierende Winterjacke… Trau dich zu spinnen, d.h. lass es laufen und zwar möglichst wertungsfrei. Es sieht keiner, es ist nur für dich. Denn auch die absurdesten Gedanken können später eine interessante Rolle spielen.

Vorgegebene Designelemente

Du hast von Anfang an Farben, Formen oder bestimmte Materialien vorgegeben? Super, dann kann die Recherche sofort starten. Erstmal den halben Tag auf Pinterest verbringen und wie verrückt pinnen, bis dein Kopf und der PC qualmt? Klingt nicht sehr effektiv oder? Verstehe mich nicht falsch, ich liebe Pinterest und pinne täglich Sachen, die mir gefallen. Für eine erste Klärung der Sachlage ist das auch total legitim. (Vielleicht teilst du sogar eine Pinnwand mit deinem Auftraggeber?)

Bedenke aber, das dein Gehirn schnell abschaltet, wenn es die immer gleichen bunten Bildchen sortieren soll. Du überforderst dich und wirst müde. Das ist ineffektiv und die Rechercheausbeute ist sehr platt und eindimensional. Durchforste statt dessen eine Bibliothek. Dort findest du Inspirationen aus verlässlichen Quellen. Ich habe mir angewöhnt, nach einer kurzen Pinnaktion meine Wohnung nach allem Brauchbarem zu durchsuchen. Am liebsten jage ich nach Farbe. Geschirr, Stifte, Klamotten, CDs, Nähzubehör und Stoffreste, alte Collagen und Farbkärtchen aus dem Studium, alles. Ich schmeiße alles auf einen großen Haufen und fotografiere ihn.

Warum ist das Moodboard so wichtig?

Es zeigt deine Fähigkeit ein Thema von vielen Blickpunkten aus zu betrachten und Prioritäten zu setzten. Es verrät neben deiner gestalterischen Handschrift auch, wie gut du dich auf deine Aufgabe einlassen kannst. Kurz: Du präsentierst deinen Standpunkt. Wer sich Mühe bei der Erstellung eines Moodboards gibt, sollte also nicht nur Bilder auf dem Desktop sammeln, sondern sich lieber manuell ein Board zusammenschustern. Letztendlich vermittelt es deine Gründlichkeit und Reife als Gestalter. Außerdem schätzt der Auftraggeber daran deine Professionalität ab, ob du um die Ecke denken kannst und eventuell auch in Zukunft ein Kooperationspartner sein wirst.

Falls du noch visuelle Unterstützung brauchst, ich habe Hier ein paar Beispiele für dich zusammengestellt.

7 Tipps für ein gelungenes Moodboard

Jetzt weißt du, wie man anfängt und welchen Sinn das Ganze macht. Hier nun ein paar Tipps, damit hast du den Dreh schnell heraus:

# Zeit lassen

Du musst dein Moodboard Übermorgen vorstellen? Vergiss es, das kann nur schief gehen. Das Konzipieren deiner „Stimmungstafel“ gliedert sich in mehrere Arbeitsschritte. Nach der ersten groben Recherche, wird sortiert, weggelegt und wieder neu zusammengewürfelt. Dein Kopf braucht eine gewisse Inkubationszeit zur Entwicklung einer Leitidee.

Die schnellen Bildchen aus dem Internet verleiten einen manchmal dazu, überhastet abzuspeichern und auszudrucken. (Ich weiß wovon ich rede, das hab ich im Studium oftmals auch getan.) Nehme dir ein paar Tage, schaue dann noch einmal kritisch deine Fundstücke an und finde zu den wichtigsten Ergebnissen neue Assoziationen. Wenn dein Geist einmal sensibilisiert ist, wirst du schnell merken, dass du plötzlich überall passende Puzzlestücke findest. Sei es in einer Fernsehdoku am Abend oder in einem Schaufenster beim Shoppen gehen. Also lasse dir Zeit und Raum, die Inspiration wirken zu lassen.

#Prioritäten setzen, Qualität geht vor Quantität

Nun kommen wir gleich zum nächsten Punkt. Setzte Prioritäten. Sei es ein bestimmtes Farbschema, eine Technik, die du verwenden möchtest oder ein Material. Suche nicht nach rosa Elefanten, wenn das Thema Schwarz/Weiß lautet. Eine gute Idee ist es beim Sortieren mehrere Häufen zu sammeln. Später solltest du nur ein Moodboard in einer bestimmten Abmessung anfertigen. Es muss auch kein riesiges Board sein, denn selektierte Ergebnisse zeugen von der Qualität deines Auswahlvermögens.

# Benutze all deine Sinne

Du hast verschiedene Violetttöne auf deinem Board und kannst dich nicht entscheiden? Gehe Spazieren, am besten in der Natur. Dir werden die Kleeblüten, der Lavendelstrauch oder die pastellvioletten Haare deiner Nachbarin auffallen. Bis auf die Haare deiner Nachbarin kannst du alles sammeln. Rieche den Lavendel und studiere die Form des Klees.

Vielleicht suchst du nach Strukturen für Tapete, bedruckte Textilien, eine Papierprägung? Ab nach draußen, mit der Frottage- Technik reibst du dir die besten Strukturen aufs Blatt, rostiges Metall, Baumrinde und Co kannst du super fotografieren. Und falls du nach dem schönsten Pastellton für den Sommer Ausschau hältst, geh ins Eis­ca­fé und besorge dir eine Kugel. Wetten auf deinem Moodboard „schmeckt“ dir danach die Farbe?

# Sammle und inspiriere dich, aber kopiere nicht

Das weißt du bestimmt schon selber, aber es ist so einfach zu ignorieren. Bitte sammle was das Zeug hält, aber kopiere nicht anderer Leute Stil. Es macht dich am Ende auch nicht glücklich. Außerdem möchtest du doch selbst wahrgenommen werden, mit deinem gestalterischen Talent und nicht von anderen hören, dass das der Trend XY aus dem Taka- Tuka- Land ist. Außerdem entwickelt sich deine Handschrift über die Zeit wie von selbst. Darauf kannst du vertrauen. Wie alles, ist auch das Moodboarderstellen eine Übungssache.

# Setze ein Limit und gliedere sinnvoll

Limits geben deiner Arbeit Struktur. Setzte dir eine realistische Deadline und breche die einzelnen Aufgaben auf Tage herunter. Eine weitere Begrenzung ist, wie oben erwähnt, die Größe des Moodboards. Zusammengehörige Elemente werden im letzten Schritt klarer definiert, der „Stoff“ komprimiert. Außerdem spielt die Anordnung der Bestandteile eine große Rolle. Welches Bild ist zentral von Bedeutung und am größten? Betrachte das Moodboard als Ganzes wie ein Gemälde. Hänge es dafür an die Wand und gehe ein paar Schritte zurück. Sind alle Bereiche ausgespannt? Gibt es gute Kontraste oder braucht es mehr Harmonie?

# Kommuniziere selbstbewusst

Dein Moodboard ist dein ganzer Stolz und du hast einige Zeit mit der Erstellung verbracht? Super, denn jetzt kommt der spannendste Schritt: Das Präsentieren. Jetzt wird abgerechnet. Kannst du alles schlüssig erklären und in den Köpfen der anderen ein spannendes Szenario entfachen? Um nicht zu sehr nervös zu wirken und dadurch meine Arbeit zu verfälschen, stelle ich mir vor, den Leuten eine Geschichte zu erzählen, die möglichst spannend ist und ein gutes Ende hat. Hat bisher meistens geklappt. Du hast dich sehr lange damit befasst, also habe keine Angst etwas zu vergessen. Durch die selbstbewusste Präsentation bekommst du Anerkennung und kannst mit deinen unorthodoxen Methoden punkten.

# Habe Spaß daran

Eigentlich selbstredend, aber nicht zu Letzt solltest du Spaß daran haben, ein Moodboard zu erstellen. Vielleicht kannst du es als Hobby betrachten? Denn um wirklich alle Ebenen einer Aufgabe zu durchleuchten und anderen eine möglichst vollständige Geschichte zu präsentieren, musst du Lust aufs Sammeln und Sortieren haben. Wenn dir Zeichnen nicht liegt, gehe in die Bibliothek. Wenn du mit einem Bücherhaufen nichts anfangen kannst, gehe raus Spazieren und fotografiere ein paar Kleinigkeiten. Mach dir das Erstellen des Boards so angenehm wie möglich, dann wird auch das Ergebnis auf deiner Seite sein.

Jetzt habt ihr einen Einblick zum Thema Moodboard bekommen. Wie geht ihr vor, vom Wort zum Bild oder umgekehrt? Sammelt ihr wie ich als erstes nach Farbe? Lasst gerne einen Kommentar hier, ich bin gespannt auf eure Meinung!

Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit und bis zum nächsten Mal,

eure Ms.Hey!

Dederon ist tot. Lang lebe der Dederon!

Hey!
Wir alle haben die knallbunte, geblümte Dederonschürze von unseren Omas im Gedächtnis und diese Stoffbeutel, die ältere Leute seit Jahrzehnten benutzen. Schon mal darüber nachgedacht, warum dieses Material erstens unkaputtbar zu sein scheint und zweitens höchstens noch in Verbindung mit „Vintage“, „Ostalgie“ und „Oma“ benutzt wird? Wie kann ein Meilenstein der ostdeutschen Textilproduktion vom Hype-Produkt der 60er, 70er Jahre einfach so von der Bildfläche verschwinden? Jetzt werdet ihr denken: „Was kommt die uns mit so einem Gelaber über Dederon, interessiert doch keinen!“ Tja, so ging es mir auch anfangs.

Aber betrachtet man Dederon aus mehreren Blickpunkten, ist er Sinnbild für die Wirtschaftsweise der DDR, erklärt das Konsumverhalten unserer Eltern und Großeltern und beweist spätestens, dass Musterzeichner und Designer jener Zeit unglaublich mutig und unangepasst gestaltet haben. Von wegen der Osten war grau. Außerdem wäre doch mindestens der Dederonbeutel ein würdiger Ablöser der Plastiktüten. Er passt wunderbar zu dem immer größer werdenden Bewusstsein über Nachhaltigkeit und Wertschätzung lokaler, qualitativ hochwertig produzierter Waren.

Woher kommt der Dederon?

Wenn du bis hier gelesen hast, alle Achtung! Dann habe ich jetzt deine Aufmerksamkeit für die wirklich harten hard facts…
Also am Anfang war da Nylon.Aus Amerika. Es handelt sich hier um die erste voll synthetisch hergestellte Kunstfaser aus vereinfacht gesagt Kohlenstoff, Wasser und Luft. Die deutsche Antwort darauf war Perlon, was 1938 von Herrn Schlack für die I.G.-Farbenindustrie in Berlin entwickelt wurde. Die Entwicklungszeit verrät eigentlich schon die erste Verwendung des Polyamids: Krieg. Fallschirme, Flugzeugreifen und Bürsten zur Reinigung von Waffen zum Beispiel. Nebenher noch als Zahnbürste und Damenstrumpf. Dazwischen passierte nicht viel, bis 1959 endlich die ostdeutsche Antwort auf Nylon und Perlon folgte. Das Polyamid 6 bekam den unglaublich kreativen Handelsnamen „DeDeRon“ (DDR+on). Ein Kunststoff bekommt den Namen eines Staates.

Kunstseide in der Bekleidungsindustrie, Achtung Chemie!

Nylon, Perlon und Dederon gehören chemisch gesehen zu der Polyamidgruppe. Sie sind sich sehr ähnlich, es gibt aber feine Unterschiede in der Herstellung und der chemischen Zusammensetzung. Ein Polymer bezeichnet dabei einen chemischen Stoff, der aus Makromolekülen besteht, welche wiederum aus mehreren Struktureinheiten bestehen. Man kann sich das vereinfacht als Perlenkette vorstellen, jede Perle hat die gleiche Bauart. Die aufgefädelten Perlen sind durch die Kette verbunden und bilden einen Strang. Nun gibt es sie in weiß, creme oder rosafarben. Das sind dann diese kleinen Unterschiede, wie bspw. zwischen Nylon und Dederon.

Nylon ist ein PA6.6 [(–NH–(CH2)6–NH–CO–(CH2)4–CO–)n+ 2n H2O], wobei die Zahlen hinter PA die Kohlenstoffatome aus Diaminen und Dicarbonsäuren bezeichnen. Es wird aus Hexamethylendiamin und Adipinsäure hergestellt und ist Produkt einer Polykondensation unter Wasserabspaltung.

Die berühmten Nylons waren die ersten aus Kunstseide bestehenden Strumpfhosen und wurden weltweit zu einem Verkaufschlager. Ganze Generationen verbanden damit den Sexappeal von Filmstars und Mannequins. Neben der Erotisierung von Frauenbeinen, wurden sie als inoffizielle Währung bzw. Tauschware benutzt. Übrigens verhalfen die Nylons später auch dem Minirock zu seinem Siegeszug.

Perlon und Dederon gehören zur Gruppe PA6[ ((–NH–(CH2)5–CO–)n)] und sind Polyamide, die sich durch Ringöffnungspolymerisation aus ε-Caprolactam mit Wasser als Starter bilden. Das wird jetzt ein Schock für alle, die sich jahrelang auf den Unterschied zwischen Perlon und Dederon festgenagelt haben. Sie sind chemisch das Gleiche! Was das über die Kunststoffforschung der DDR zu verraten hat, sei jetzt dahingestellt…

Polyamid, der bunte Lieblingskunststoff

Beide Polyamide wurden zunächst für hochwertige Bekleidung verwendet, wie Blusen,Hemden, natürlich auch Strümpfe. Größter Nachteil war das Schwitzen in diesen Klamotten, was jedoch der Beliebtheit keinen Abbruch tat. Erst als die Kunstseide in Massenware hergestellt wurde, kamen auch die Dederonschürze und der „Falls-Beutel“. (Der Beutel, der für alle Fälle immer in der Handtasche stak, falls es plötzlich Ware zum Anstehen gab.)

Das mit Abstand tollste Feature des Dederon ist seine gute Färbbarkeit und dass man ihn in leuchtenden Farben bedrucken kann. Für die Musterzeichner und Designer von damals eine tolle Gelegenheit in den Farbtopf zu greifen. Auch in der Bevölkerung erfreute sich Jung und Alt an den nie da gewesenen knalligen Kleidungsstücken. Das das Polyamid auch noch super einfach zu reinigen geht, schnell trocknet, sehr elastisch und leicht ist, brachte es zu einer kleinen textilen Revolution. Schnell erkannten die DDR- Staatsoberhäupter das Potenzial zur ökonomischen, kreativen und gleichzeitig uniformen Nutzung des Stoffs in Form der Kittelschürze. Das ist aber schon wieder eine andere Geschichte…

Dederon im Hier und Jetzt

Neben seiner geschichtlichen Relevanz, gilt es diese Kunstseide auf ganz neue Art und Weise zu interpretieren. Ich habe mir eins, zwei Meter beschafft und werde sie nach Designer- Manier gründlich untersuchen und zu neuen Produkten formen. Bleibt gespannt! Nebenbei wird der angestaubte Dederonbeutel „neu erfunden“ und im Handsiebdruck in meiner Werkstatt veredelt. -> hier Mein Beutel

PS. Hier noch ein kleiner Funfact: Die Massenproduktion von Dederon und dessen Verwendung als Kleidungstück aller Art kurbelte auch einen anderen Wirtschaftzweig an, die Deoproduktion.

Jetzt habt ihr einen Einblick zum Thema Dederon bekommen. Was ist eure Erinnerung an die Kunstseide? Kennt ihr jemanden, der eine Kittelschürze oder einen Dederonbeutel zu Hause hat? Lasse gerne einen Kommentar hier, ich bin gespannt auf eure Meinung!

Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit und bis zum nächsten Mal,

eure Ms.Hey!